Beobachtungsbericht 24.4.2015

Mal ein Beobachtungsbericht der Nacht vom 24.4.2015 auf den 25.4.

In der Dämmerung steht schon der 1/4 Mond hoch oben. Geschätzt sollte der Teil des Mondes, wo die erste Mondlandung stattfand schön zu sehen sein, weil in der Nähe des „Terminators“ (Hell/Dunkel Grenze) durch den Schattenwurf Oberflächendetails recht gut sichtbar werden. Ein Blick nach Norden – UMa (Große Bärin [Ursa Major], Großer Waagen ) und Polarstern suchen. Er ist erst ganz schwach zu erkennen. Den brauche ich um die Achse des Fernrohr möglichst exakt auf den Nordpol auszurichten. Sonst ist die Drift der Sterne wegen ungenauer Nachführung zu stark. Egal, beim Mond brauch ich es nicht so genau. Als ich dann alles zusammensucht, Teleskopspiegelausrichtung noch schnell mittels Justierlaser prüfen und die Teleskopmontierung in den Garten trug war es merklich dunkler, und so suchte ich einen geeigneten fixen Standort für meinen heutigen Himmel. Auf Abbau einrichten ist ja etwas aufwändig, daher angenehm, wenn man alles nur einmal machen muss. Alles zusammengebaut wiegt das ganze so gegen 40 Kg, nur zur Anmerkung. Mein Kohlefaser Newton ist dabei mit um die 9 kg dabei das leichteste Teil.

Also schnell alles aufgebaut, ein Stern Allignment (Eineichen der Teleskopmontierung auf exaktere Himmelsposition) auf Prokyon, der nicht weit ab steht. Sucherfernrohr exakt ausrichten. Visuell wie so oft ein Erlebnis, allerdings die Helligkeit haut einen fast die Augen ein, Kunststück bei F/4 (Lichtstärke eines Objektives – Brennweite dividiert durch Öffnung) meines 200/800mm „Newton ohne Namen“. Also 200mm Spiegel bei 800mm Brennweite.

Die Mondkrater und Berge in Terminatornähe werfen tolle Schatten. Also Kamera ans Teleskop, meine E-M5 mit EC14. Das ist ein 1,4x Telekonverter höchster Güte von Olympus für die TopPro Objektive. Er bringt +40% Vergrößerung kostet aber 1 Blende, also braucht man doppelte solange Belichtungszeit, beim hellen Mond aber kein Problem. Beim Scharf stellen mittels Liveview in Terminatornähe sehe ich schon das Flimmern der Luft, ist halt so, es ist heute mittelstark. Ich probiere verschiedene Belichtungszeiten 1/200-1/400 Sekunden. Alles perfekt. Keine wesentlichen Probleme, genau sieht man es dann sowieso erst am Computer.
Dann rüste ich auf die Baader Barlow 2,25 um, der verlängert die Brennweite um 2,25x. Die Qualität soll gut sein, ob das so ist weis ich nicht, denn das Flimmern der Atmospäre nimmt wie die Vergrößerung stark zu. Der beleuchtete Teil der Mondscheibe passt jetzt nicht mehr formatfüllend auf den Kamerasensor, und ein scharf stellen ist schon sehr sehr schwierig, weil das Bild nur so schwimmt. Egal Versuchen und lernen!

Solange der Mond noch hoch steht kann man schwache „Deep Sky“ Objekte (alles außerhalb unseres Sonnensystems) sowieso vergessen, weil er die stärkste Quelle der Lichtverschmutzung ist. Noch dazu strahlt er ja im kontinuierlichem Spektrum, anders als künstliche Beleuchtung, die einzelne Bereiche des Lichtspektrums benützen, welche man mit entsprechenden Filtern wegschneiden kann. Leider ist letzteres nicht ganz so einfach wie es sich jetzt liest ;-).

Also gleich mal nächstes helles Objekt das fotografisch für mich erreichbar ist: Jupiter, hoch oben gegen Süden, nach Mond und Venus das hellste Objekt am Sternhimmel.

Im Osten steht zwar auch noch recht hoch über dem Horizont die Venus, aber die kann ich vom heutigen Standplatz nicht sehen. Visuell werfe ich einen Blick darauf, toll sieht man am dunkler werdenden Horizont gerade noch den orangen Überriesenstern Aldebaran, der Hauptstern im Sternbild des Stier (Taurus [TAU]), wo auch gerade die Sonne weit unter dem Horizont steht. Weshalb die Geburtstagskinder ab Mitte April im Sternbild des Stier geboren sind.
Die Venus ist rechts bei den Hörnern des Stiers zu sehen. Venus selbst, unser Nachtbarplanet Richtung Sonne, ist zwar im Fernrohr recht groß, aber sie ist immer stark bewölkt und man sieht mit meiner Ausrüstung bloß was uniform Helles mit „Mondphasen“.

Also zum Jupiter:  Ein kurzer Blick aufs Handyapp wo gerade die Galilaeischen Monde stehen zeigt, es werden gerade nur 3 zu sehen sein, denn Europa ist gerade hinter Jupiter und wird erst nächste Stunde sichtbar sein. Also mit Barlow ein paar Bilder, kurz 1/50-1/15 für Jupiter, länger um die 1/5-2 Sekunden für die Monde. Ein 1 Minuten Video mach ich auch, vielleicht kann mir des Programm Giotto doch etwas mehr herausrechnen aus den zig Bildern, die flimmern. Viel Hoffnung hab ich nicht, aber man kann ja nie genug Daten zum Üben haben. Hernach versuche ich noch die Vergrößerung durch Okolarprojektion zu steigern, was zwar das Bild sehr groß macht, aber auch das Flimmern der Luft sichtbar werden lässt. Entsprechend muss auch die Belichtungszeit nach oben angepasst werden. Also wieder ein paar Daten gesammelt samt Video.

So geht es nochmals zurück an den Mond, als vergleiche zu Barlow.

Gegenüber des Mondes ist schon recht hoch der Herkules mit seinem hellen Kugelsternhaufen M13 zu sehen. Wenn ich bei dem Mondlicht überhaupt Deep Sky Bilder machen kann, dann bietet sich wohl dieser an!

Um ihn möglichst genau zu treffen mache ich ein 2 Stern Allignment auch Vega und Arkurus. Ich montiere einen zweite Kamera Huckepack am Teleskop für Weitwinkel mit und ohne Weichzeichener für Übersichtsbilder. Vega ist zu schwach um auf der E-PL7 mit Weitwinkel und Weichzeicher scharf stellen zu können, also gehe ich auf den helleren Arktur. Auch die Kamera am Teleskop stelle ich exakt scharf mit Hilfe einer Bahtinov Maske. Ich mache mal ein Übersichtsbild um den Arktur, im Sternbild des Bärenhüters (Bootes [BOO]).  Man findet den Stern  sehr einfach, indem man die Deichselsterne des Großen Wagens (oder Schwanz der großen Bärin) folgt, der nächste sehr sehr helle Stern! Derzeit im Osten. Ein weiterer sehr helle Stern tiefer im Nordosten ist die Vega in der Leier (Lyra [LYR]). Genau dazwischen ist der Herkules [HER], knapp vor Arkturus kann man die „Nördliche Krone“ (Corona borealis, [CRb]) recht schön erkennen, eine fast halbrunde Sternenanordnung.

Während eine Testbelichtung läuft, bereit ich mir den MGen Autoguider vor. Der korrigiert dann kleinste Abweichungen der Nachführung, wie man sie Langzeitbelichtunge, die weit über ein Minuten gehen sollen benötigt.

Der M13 kommt am Foto schön und hell, so entscheide ich mich für ISO400 bei 4 Minuten, am MGen bleibe ich bei meiner üblichen Voreinstellung von 15x 4 Minuten, nötigenfalls kann ich ja immer abbrechen. Dunkelbildabzug mach ich zwischen als Leerbild. Mit dem DeepSkyStacker werden dann die Fehlpixel abgezogen, was sonst bei Langzeitbelichtungen stark auffallen würde. Da der MGen zwischen den Aufnahmen die Montierung leicht verschiebt, ist es auch möglich, Hintergrundrauschen herauszurechen.

150424 M13 / NGC6205 (Her)

 

Ein halbe Stunde später sehe ich aber gegen den Süden. Da steht der helle Hauptstern Spica in der Jungfrau und der Rabe so hoch wie sonst kaum im Himmelsjahr. Dazwischen steht M104, als Sombrerogalaxie bekannt. In Anbetracht des zunehmenden Mondes und der einmaligen Chance sie vielleicht doch sehen zu können, breche ich die M13 Fotosession ab. Also schnell ein Allignment auf Spica und nochmals die Schärfe justiert. Dann geht es zu M104. Die Probebelichtung zeigt mir dass sie in meinem machbaren Bereich liegt. So mach ich eine Serie von 15x 4 Minuten. Mehr geht sich nicht aus.

150424 M104 /  NGC4594

Ich sehe mir dann man den Kugelsternhaufe M5 an, auch recht nett:

150424 M5 /  NGC5904 (Ser)

Gegen 2 Uhr kommt Antares ins Blickfeld. Im Sternbild des Krebs steht ganz auffällig hell der Saturn. Da mache ich noch ein paar Bilder und erfreue mich auch visuell an dem tollen Planeten. So beschloss ich diese lange Beobachtungsnacht.